Text

"Hergestellt
für die Verwendung am Kaiserhof.
Zerbrochene Brücke im tauenden Schnee.


Nach dem Dichten über die zehn Sehenswürdigkeiten ist meine Lust nicht erschöpft.
Die zerbrochene Brücke ohne Schnee ............
Man sieht sofort die Stelle, wo die vier Schriftzeichen ihres Namens eingraviert sind.
Drei / weiß / wie / unterscheiden / Fischnetz / grün / Wagen."

Anmerkungen

Die Kassette umfaßt zehn Tuschestücke, die von den zehn klassischen Sehenswürdigkeiten rund um den Xi Hu ("Westsee") bei Hangzhou handeln. Die Abbildungen zeigen – manchmal klar und deutlich, manchmal nur andeutungsweise - jeweils eine der Sehenswürdigkeiten. Jeder Text beginnt mit der Anmerkung yu zhi ("hergestellt für die Verwendung am Kaiserhof"). Danach folgen vier Verszeilen zu je sieben Schriftzeichen. Die ersten beiden Zeilen beziehen sich konkret auf die Sehenswürdigkeit, die beiden letzteren schlagen dann eine thematische Gedankenbrücke zu anderen Überlegungen. Da es sich bei dem Text um Gedichte des 4.  Qing-Kaisers Qian Long handelt, läßt der Zusatz qián zhi ("respektvoll / ehrfürchtig / andachtsvoll hergestellt") in der Signatur die Vermutung zu, daß diese Tuschestücke auch für den Kaiserhof hergestellt wurden.
Die Tuschestücke dieser Kassette sind alle handkoloriert. Mit dem gleichen Motiv fand ich aus der gleichen 10er-Serie fünf Einzelstücke ohne Farbauflage. Diese Einzelstücke sind jedoch vom Format her etwas größer, ihre Dicke ist stärker und sie weisen in der Ausführung der Details eine deutlich bessere Qualität auf. Jene Einzelstücke dürften somit alte Originale sein, während es sich bei dem hier abgebildeten Stück um eine vereinfachte spätere Reproduktion handelt.

Der Titel dieses Tuschestücks lautet "Zerbrochene Brücke im tauenden Schnee" und ist dem Text in der ersten Schriftspalte rechts vorangestellt. Die Brücke befindet sich am nördlichen Rand des Xi Hu.Es ist für mich immer wieder beeindruckend, zu sehen, daß Chinesen zwar alle Schriftzeichen lesen können, aber dann trotzdem nicht in der Lage sind, den Sinn des Textes zu entschlüsseln. Die letzte Zeile dieses Tuschestücks bleibt deshalb völlig unverständlich.
Mein Freund Yunhai merkt an, daß die Gedichte von "mittelmäßiger Qualität" sind – eine jener typisch chinesisch Formulierungen, um höflich anzudeuten, daß die Gedichte schlecht sind.

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