Eine schöne alte Tusche mit einer nur für Chinesen verständlichen
Inschrift. Die "Pinsel-Blume" ist eine Sehenswürdigkeit im Huáng Shan-Gebirge im östlichen China. Auf einem
freistehenden großen Felsen, der an die Form einer aufrecht stehenden Pinselspitze
erinnert, stand lange Zeit ein einzelner Baum. Aus der Entfernung gesehen, erweckte dies
die Assoziation, als würde aus dieser Pinselspitze heraus eine Pflanze (Blume) wachsen.
Von dieser unwirklichen Szenerie träumt der Schlafende auf der Bildseite der Tusche.
Ungewöhnlich ist hier die bildliche Darstellung des Traumes als ein sich schlängelnder
Rauch, der dem Kopf des Schläfers entsteigt. Das Bild stellt eine sommerliche Gartenszene
dar, mit einer Ruheliege im Freien, auf der der Träumer neben einem Bücherstapel und einem
aufgeschlagenen Band am Kopfende schläft. Vor dem schützenden Paravent steht ein Tisch
mit Vasen, Tuschereibstein und einer Schrift- oder Pinselrolle. Auch der stehende Diener
hält ein Bündel im Arm, von einem Band zusammengehalten. Die Tätigkeit des hockenden
Dieners, der mit zwei Stäben hantiert, ist nicht zu deuten. Auf dem halbhohen Tisch am
linken Bildrand könnte sich ein Teller mit Speisen und ein Löffel befinden. Die
Abbildung zeigt den Garten mit einer Marmorbalustrade, dazu aufgetürmte Felsen und
Bambus. Die Ausführung ist so detailgenau, daß sogar die markante Wurzelbildung des
Bambusrhizoms wiedergegeben wird. Die Tusche war ursprünglich mit Silber- und Goldbronze
dekoriert.
(In China sind solch ungewöhnliche Naturerscheinungen wie die "Pinsel-Blume"
sehr beliebt. Vor allem markante Steine und Felsen werden gerne mit Namen wie "Löwenkopf",
"sich windender Drache", "Hammerstein" oder "sitzender
Frosch" versehen und als Sehenswürdigkeit herausgestellt. Bei der
"Pinsel-Blume" ging die Liebe so weit, daß man eine Plastiknachbildung installierte,
nachdem ein Blitz den berühmten Baum zerstört hatte.)