Text

"Bildbeischrift zum Hundert-Vögel-Bild von Ding Nanyu.
Meister Ding ist sehr talentiert und malte die Vögel in kürzester Zeit so realistisch wie in Wirklichkeit. Er malt so flink, daß er seinen Pinsel gleich (nach dem Beginnen) schon wieder im Malzimmer verschließen kann. Dem Bild scheinen hundert Vögel zu entsteigen. Das Bild hat 1/3 Meter Durchmesser. Die Vögel fliegen und picken und mit einem Mal sehen alle Betrachter, daß (d)er (Maler) viel besser ist, als Ling Liang. Hundert Vögel schlagen mit den Flügeln – wer ist ihr Anführer? Ohne Rivalität machen sie sich keine Sorgen um ihr Auskommen. Wenn der Kun Peng (Fabelwesen) den richtigen Zeitpunkt abpasst, kann er (mit einem Flügelschlag) 90.000 (Li) zurücklegen. Erhabene Kaiserdynastien führen zu fähigen und gütigen Generälen und Verwaltern, deren Ruhm sich über die vier Meere verbreitet. Das Bild wurde in der Großstadt in kurzer Zeit als Entwurf für ein großes schwarz-glänzendes Tuschestück entworfen."

 

Anmerkungen

Die Übersetzung klassischer Texte bereitet immer wieder große Schwierigkeiten. Vieles wird nur dem verständlich, der sich intensiv mit alten chinesischen Texten befasst, selbst Chinesen haben da ihre Schwierigkeiten. Oft wird auf volkstümliche Geschichten Bezug genommen, die im chinesischen Kuturkreis Allgemeingut sind, wie hier z.B. mit dem Fabel-Fisch Kun und dem Fabel-Vogel Peng oder die Erwähnung des Malers Ling Liang. Literarische Texte ergehen sich oft in Anspielungen auf anderes Schifttum, die Außenstehenden verschlossen bleiben. Hinzu kommt, daß sich chinesische Texte durch den grundlegend anderen Sprachaufbau oft nur schwer übertragen lassen und im Deutschen entweder ungelenk klingen oder aber zur besseren Verständlichkeit mehr interpretativ wiedergegeben werden müssen.
Das gelb unterlegte Namenssiegel Cheng Shi Bo gibt den persönlichen Vornamen des Tuscheherstellers wieder, gegenüber seinem offiziellen Vornamen Jun Fang in der Signatur. Die Tusche ist neu hergestellt und für ihre Größe sehr leicht.

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