Ich bin ein romantischer Mensch, ich gebe es zu. Und ich liebe das Alte, es verzaubert mich. Deshalb würde ich in der Lounge alter englischer Hotels sicherlich jeden gebotenen Tee zu mir nehmen, nur um einen Nachmittag in diesem Ambiente verbringen zu können. Und hat das Britische schon viel Flair, so erliege ich dem Reiz des Schottischen gar völlig. Alte Mauern, ziehende Wolken, stilles Land - nichts schlägt den  five o'clock tea im schottischen Hochland und mag der Schwarztee noch so übel sein. Hätte ich eine Traumreise frei, so wäre es eine Pilgerfahrt auf Tee-Pfaden von London hinauf in die schottischen Highlands.
Hier nun eine Auswahl von tearooms
mit spektakulärem Ambiente (teahouses als eigenständige Institution, vergleichbar mit unseren Cafés, gibt es hier nicht). Die Übersicht beginnt im schottischen Süden und führt dann hinauf ins wilde Hochland.

Floors Castle
Schon der Auftakt ist furios und nur schwer zu überbieten: Floors Castle im vormals schottischen borderland ähnelt beim flüchtigen Anblick fast einem märchenhaft orientalischen Palast, mit vielen versilberten Kuppeln, Türmchen und Fialen. Und märchenhaft weiß der amtierenden 10. Herzogs von Roxburghe, Sir Guy David Innes Ker, hier auch zu leben. Das ehemals einfache towerhouse (darunter versteht man einen mittelalterlichen schottischen Wohn- und Wehrturm) wurde 1721 erst in ein Landhaus und 1838 dann zum heutigen Herrensitz derer von Roxburghe umgebaut. Ein weitläufiges Anwesen mit ebensolchen Räumlichkeiten und gefüllt mit den erlesensten Antiquitäten. Nur über Sommer läßt man die Besucherflut willig durch seine Hallen strömen - ansonsten nutzt der Herzog die Räumlichkeiten mit seiner Familie selbst: das größte heute noch von seinen Besitzern bewohnte Schloß Großbritanniens; ein kleines Imperium mit 55 Gutshöfen in der Umgebung, Vollblutgestüt und Lachsfischerei. Und unter den Vorfahren war da noch einiges mehr, davon darf man ausgehen.
Der tearoom trägt leider dem Besucherandrang Rechnung und wurde als Selbstbedienungsrestaurant im Außenbereich des östlichen Schloßtrakts eingerichtet. Das hat wenig Charme. Auch die Teeauswahl hält sich mit English Breakfast und Earl Grey in bescheidenen Grenzen. Am besten setzt man sich da hinaus ins Freie, mit den Türmchen, Mauern und Zinnen vor Augen. Das entschädigt zumindest optisch ...
( Weitere Informationen unter => www.floors-castle )

Sunlaws House
(The Roxburghe Hotel)
Sunlaws House zählt ebenfalls zum Besitz des Herzogs von Roxburghe und wurde 1982 in ein luxuriöses Landhaus, The Roxburghe Hotel, umgebaut, mit viel Land drumherum, einem Crocket-Feld direkt vor der Eingangstür und Pfauen, die unter weitausladenden alten Bäumen ganz unbesorgt umherstolzieren. Mit seiner schönen Natursteinfassade, hohen Fensterfronten, victorianischen Giebeln, Erkern und Türmen bildet es ein perfektes Beispiel für den sogenannten baronial style, den vorherrschenden aristokratischen Baustil dieser Epoche. In der Bar und im Drawingroom wird Tee serviert (Twinings), die Auswahl ist zwar bescheiden, aber immerhin wird der Darjeeling hier noch als loser Tee frisch aufgebrüht (das ist für Großbritannien "teabag-country" die große Ausnahme!) und schmeckt tatsächlich auch nach Darjeeling (was ja auch nicht immer der Fall ist) - das war doch ein vielversprechender Auftakt für meine Reise.
( Weitere Informationen unter => www.roxburghe-hotel )

Thirlestane Castle
Dass Schlösser und Burgen nicht immer nur "quadratisch-praktisch-gut" sein müssen, kann man in Schottland erfahren. Thirlestane ist dafür ein schönes Beispiel. Der Gebäudekomplex wurde über die Jahrhunderte immer wieder umgebaut, mit einem langgestreckten zweistöckigen Festungsbau fing es an, dem der 1. Baron Maitland unter der Regierung James VI. von Schottland an jeder Ecke noch einen Rundturm hinzufügte, übrigens jener James, der dann auch James I. von England wurde und sich mit der Vereinigung beider Königreiche den ewigen Zorn aller Schotten zuzog. Der nächste Maitland war dann schon Earl (nämlich of Lauderdale) und der 3. Earl avancierte gar zum Duke, und da dieser den Bau des königlichen Palastes in Edinburgh leitete, beschloss er, es sich zu Hause auch etwas schöner zu machen. Die eigenen Gemächer wurden nicht weniger prunkvoll als die seines Herren: Die Stuckdecken zählen noch heute zu den feinsten weit und breit. Der Wohntrakt wurde aufgestockt, ein neuer Hauptturm hinzugefügt und zwei langgestreckte Quergebäude nebst imposanter Freitreppe verwandelten den ehemaligen Festungsbau in eine feudale Residenz. Dass das Ergebnis dann vielleicht doch etwas zu üppig ausfiel, befand man später auch höheren Ortes und enthob ihn aller Ämter und Pensionen. Ein anderer Familienzweig übernahm das Schloss, verlängerte die Seitentrakte, stockte hier noch etwas auf und fügte da noch etwas hinzu, woraus sich dann 1840 das heutige Bild ergab. 
Das Schloss ist atmosphärisch dicht (auch das Bett von Bonnie Prince Charlie ist zu sehen, in dem er 1745 auf seinem Vormarsch gen London nächtigte), vor allem eine aufwändige Ausstellung, die man schon museal nennen muss, zeigt die noch vollständig eingerichteten Hauswirtschaftsräume, verschiedene Handwerke, Jagd und Landwirtschaft sowie - den Kerker.
Der tearoom ist hingegen in der Old Servants Hall eingerichtet, die Auswahl an Scones und Kuchen ist üppig, aber auf meine Frage, ob es neben English Breakfast und Earl Grey noch andere Teesorten gäbe, erntete ich beim Personal nur ein verlegenes Lächeln.
( Weitere Informationen unter => www.thirlestane-castle )

Abbotsford
Wer hier sofort den Hausherrn kennt, den nenne ich belesen! Anderen helfen vielleicht die Namen seiner berühmtesten Romane auf die Sprünge: Waverly, Ivanhoe und Rob Roy. Der Hausherr gilt außerdem als Begründer des historischen Romans. Wem auch das nicht weiterhilft, der darf sich trösten: Der Hausherr, Bauherr und gebürtige Schotte ist heute ziemlich in Vergessenheit geraten, obwohl er einer der prägenden Schriftsteller im Europa des 19. Jahrhunderts war: Sir Walter Scott (1771-1832). Nachdem ihm seine Bestseller ein ansehnliches Vermögen eingebracht hatten, erfüllte er sich 1812 einen lange gehegten Traum: Den Bau von Abbotsford, einer wild-romantischen Mischung aus feudalem Landsitz, Burg und viel eigener Phantasie. Um das zu realisieren, wurden Bauelemente stillgelegter Klöster und Teile alter Burganlagen mit in den Bau einbezogen. Hier ließ es sich inmitten einer Sammlung von 9000 Büchern gut leben und die Wände der Eingangshalle sind bedeckt mit Ritterrüstungen und Relikten zur schottischen Geschichte (darunter auch ein Gewehr von Rob Roy McGregor und das Schwert des Marquis of Montrose). Durch den Bankrott seines Verlegers, an dessen Verlag er maßgeblich beteiligt war, geriet Sir Walter Scott 1825 in eine finanzielle Notlage, die er zwar durch die Herausgabe einer Flut neuer Bücher überwand, doch körperlich schließlich nicht verkraftete. Er verstarb nach einem Schlaganfall am 21. September 1832 auf seinem Schloss. Mit seinen Publikationen trug Scott viel zum Aufkommen einer Schottland-Romantik im Viktorianischen Zeitalter bei.
Weit weniger romantisch, ja geradezu prosaisch verhält es sich mit dem tearoom, der sich in einem Pavillon außerhalb des Anwesens befindet und nicht zum Besuchen verführt.
( Weitere Informationen unter => www.abbotsford )

Drumlanrig Castle
Die schottische Geschichte war nicht nur infolge all der Schlachten wild bewegt, sondern auch durch die Verheiratungen und Erbschaften innerhalb ihrer Adelsfamilien. Das Haus Scott z.B. kann mütterlicherseits auf Mary Queen of Scots zurückblicken und besaß viel Land und den Titel der Dukes of Buccleuch. Das Haus Douglas zog mit dem schottischen König Robert the Bruce ins Feld und erhielt so seine Besitzungen und den erblichen Adel der Dukes of Queensberry. Und dem letzten weiblichen Spross der Montagus ging zwar der Titel, nicht aber Hab und Gut verloren. Diese drei Familien verbindet, dass sich ihre Stammbäume heute in nur einem einzigen Familienoberhaupt vereinen: John, 9th Duke of Buccleuch  and  11th Duke of Queensberry verfügt somit über eine bewegte Ahnenreihe und den Besitz gleich mehrerer Schlösser. Das kleinste davon ist Drumlanrig. Ein Renaissanceschloß mit Innenhof, von vier trutzigen Ecktürmen flankiert, das Ganze mit zahlreichen Kuppeln und einer Herzogskrone besetzt. Hier ließ es sich leben, zwischen Möbeln, die für den Hof des Sonnenkönigs in Versailles bestimmt waren und Bildern von Holbein, Rembrandt und Leonardo da Vinci. Und wie in allen Schlössern, die etwas auf sich halten, nächtigte auch hier Bonnie Prince Charlie, diesmal auf seinem Rückweg von London in die Highlands (und er muss es bereits sehr eilig gehabt haben, denn er ließ nicht nur allerhand persönliche Kleinigkeiten im Schloss zurück, sondern auch seine Reisekasse.)
Der tearoom ist in der ehemaligen Küche im Nordtrakt untergebracht, es gibt 'Earl Grey' von Twinings (das ist die führende englische Gastro-Marke, vergleichbar unserem Ronnefeldt). Der "normale" Tee wäre aber nur von Taylors of Harrogate, gab man auf Nachfrage schüchtern zu.
( Weitere Informationen unter => www.drumlanrigcastle.co.uk)

Culzean Castle
Von seiner schönsten Seite ist Culzean Castle nur mit erheblichem Aufwand zu betrachten: Vom Meer aus, wo es auf schroffen Klippen hoch über der Brandung thront - ein atemberaubender Anblick. 1777 entschloss sich der 10. Earl of Cassillis, Clanchef der Kennedys und passionierter Schmuggler, seine Stammburg umzugestalten, die den Firth of Clyde überblickt. Fünfzehn Jahre nahmen die Umbauarbeiten in Anspruch und aus der ehemaligen Burganlage war ein prächtiges Schloss geworden, mit weitläufigen Nebengebäuden, viel Land und Gärten drumherum. Allerdings war der Hausherr durch die Kosten auch ruiniert und starb im Jahr der Fertigstellung. Architektonisch berühmt ist das Anwesen durch das ovale, säulenbestandene Treppenhaus und seinen kreisrunden Salon, der direkt am Rand der Klippen steht und von dem aus man die ganze Küste überblicken kann. Ein traumhafter Ausblick: im Westen liegt die Insel Aran im immer wechselnden Wetter und im Süden ragt der Felskegel von Ailsa Craig malerisch aus dem Meer. Hier ließ es sich gut leben. Bis 1945. Nicht der Krieg und seine Auswirkungen waren die Ursache, dass sich der Kennedy-Clan in diesem Jahr dazu entschloss, das Anwesen als Schenkung an den National Trust zu übereignen - vielmehr war es die Labour Party, die bis zu 60% Erbschaftssteuer für angemessen hielt. Eine nicht unerhebliche Anzahl von Schlössern, Burgen und feudalen Landsitzen ging in dieser Zeit so "in die Pflege des Staates" über ...
In den ehemaligen Stallungen der Wirtschaftsgebäude, die an den weiten Schlosshof angrenzen, hat man den Old Stables Coffee Shop eingerichtet - ganz richtig: Coffee Shop (denn Kaffee gilt in Britain für feiner, als proletarischer Tee). Was aber nicht weiter tragisch ist, denn es handelt sich hierbei sowieso um ein modernes, nichtssagendes Selbstbedienungsrestaurant, in dem man nur auf Nachfrage eine Alternative zum ewig gleich muffigen English Breakfast bekommt. Doch draußen sitzt es sich sehr schön (manchmal scheint ja hier auch die Sonne ...), denn da blickt man über die zinnenbewehrte Mauer hinaus aufs Meer, die Küste entlang und hinüber nach Aran. Und mit einem dampfenden Earl Grey und feinen Scones zeigt sich das Leben hier doch wieder von seiner schönsten Seite.
Den wundervollsten Platz zum Teetrinken haben die Betreiber des National Trust aber nicht erkannt: Am großen Swan Pond, im Süden des weitläufigen Gartenareals, steht eine kleine, einstöckige Gebäudegruppe, die einen schönen stillen Innenhof umschließt. Hierhin den Bambus gepflanzt, der den See an mehreren Stellen schon in großen Tuffs umsteht (Sasa palmata f. nebulosa und Sasa japonica) und die Sache wäre perfekt. Doch wir sind in Britain: Am Swan Pond wird kein Tee ausgeschenkt.
( Weitere Informationen unter => www.culzean-castle )

Inveraray Castle
Was sofort ins Auge sticht, ist die Farbe des blaugrünen Schiefers, mit dem das Schloss erbaut wurde. Auch hier war die Architektenfamilie Adam (Vater William mit 2. Sohn John) Mitte des 18. Jahrhunderts am Werk - sie haben in ihrer Zeit ja fast an allen bedeutenden Land- und Adelssitzen mitgewirkt. Und auch eine gewisse Vorliebe für Waffen lässt sich bei den guten Campbells nicht leugnen, dabei stände ihnen ein bisschen mehr Zurückhaltung bei diesem Thema doch ganz gut zu Gesicht. Denn nicht nur, dass ihr Name mit dem berühmten Massaker von Glen Coe 1692 in unrühmlicher Verbindung steht: ihr Clan gehörte schon immer zu jenen wenigen, die sich als treue Anhänger des englischen Königshauses gegen Schottland stellten - und sicherlich nicht schlecht damit fuhren. Und so macht sich der Besucher schon seine Gedanken, wie sie ihr Stammschloß trotz Labour und hoher Erbschaftssteuern dann als Familienbesitz wohl halten konnten ...
Der neben der alten Schlossküche gelegene tea room ist so prosaisch eingerichtet, dass sich Bilder hiervon schlichtweg verbieten und auch die Anzahl der verfügbaren Teesorten kann im Singular angegeben werden. Dass es sich bei diesem Tee um einen Liptons handelte, konnte ich daran erkennen, dass man den Teebeutel gleich mit umwickelten Bändchen und Etikett in die Kanne geworfen hatte (auch PG Tips wäre für dieses Tearoom-Etablissement stilgerecht gewesen). Aber nicht wegen solcher Ressentiments wollen wir einen Schleichweg für all jene verraten, die sich das Schloss - sagen wir mal "zur ersten Urteilsfindung" - gerne unter Einsparung des üppigen Eintrittsgeldes ansehen möchten. Aus dem frei zugänglichen Untergeschoß, in dem sich Tea Room und Souvenir Shop befinden (in Schottland wird  das Craft Shop genannt), führt eine Treppe direkt hinauf in die opulent ausgestatteten Gemächer. Man darf sich vom Verbotsschild am Fuße der Treppe nicht abschrecken lassen: oben wird nicht kontrolliert.
( Weitere Informationen unter => www.inveraray-castle)

Inverlochy Castle
Hotel
Ich hatte nur eine neuere Abbildung des Hotels inmitten alter Redwood-Tannen gesehen und dachte mir: Da möchtest Du doch gerne mal einen Tee zu dir nehmen! Im Jahr 1969 wurde der genau hundert Jahre zuvor vom 3. Baron Albinger erbaute Familienlandsitz in ein Luxus-Hotel umgewandelt und gehört heute zur Kategorie Relais & Châteaux. Und es ist noch höflich untertrieben, hier zusammenfassend festzustellen: Vom Allerfeinsten! Es beginnt schon damit, dass der vorfahrende Besucher bei Regen noch auf dem Parkplatz vom Personal mit einem Schirm in Empfang genommen wird. Wer es sich (wirklich) leisten kann hier abzusteigen, hat finanziell ausgesorgt - muss man für eine Übernachtung im Standard Room doch immerhin schon selbst in der Nebensaison einen alten Gebrüder-Grimm-Schein anlegen (die besseren Zimmer sind teurer ...). Doch dafür wird auch einiges geboten: altes chinesisches Cloisonnée steht unbeachtet im weitläufigen Salon, schon in der Lobby lodert der Kamin, Gobelins bedecken die Wände, Stuck windet sich empor zu Kassettendecken und raumhohen Spiegel und Goldschnörkelrahmen hängen über feinsten Intarsienmöbeln. Auch ein Hallenbad ist vorhanden, ein Billard Room, eine alte Bibliothek und der Dining Rooms hat man gleich drei. Alles was das Herz begehrt. Wirklich alles? Fast. Beim britisch-neuralgischen Punkt der Teeauswahl vermisst der wahre Teetrinker hier doch eine gesonderte Tee-Karte (dieses Manko gleichen auch die gereichten leckeren Biscuits nicht aus). Doch insgesamt ist das Angebot für britische Verhältnisse gut zu nennen (für britische Verhältnisse!), sogar ein Grüntee ist vertreten. Dass es sich dabei um einen Teebeutel handelt, gehört bei dieser Insel wohl zum Understatement. Da das Sinnen und Trachten des Personals hier ausschließlich um das Wohl seiner Gäste kreist, wird jeder höflich hinauskomplimentiert, der sich dort nur einmal verweilen oder gar umsehen möchte. Die Absage auf jegliche Frage, ob man hier nachmittags einen Tee nehmen könne, formuliert man sehr nett mit "we are fully booked" oder energischer "there's a special event ...". Solchem Understatement bewusst, heuchelte ich beim zweiten Anlauf Buchungsinteresse (man möge mir das nachsehen) und scheute auch nicht davor zurück, mir gar ein Zimmer zeigen zu lassen, um mich anschließend dann - zur Entscheidungsfindung sozusagen - zu einem Tee in die Lounge zurückzuziehen (hahh !!!). Trotz meines abschlägigen Bescheids lehnte man bei meinem Aufbruch die Begleichung der Rechnung für tea and biscuits höflich ab. Auch dies zählt bei dieser Insel wohl zum Understatement.
( Weitere Informationen unter => www.inverlochy )

Glamis Castle
Hier, das weiß in England jedes Kind, hat Her Majesty The Queen Mother ihre Kindheit verbracht. Dem Kontinentaleuropäer will das hingegen nicht ganz so wichtig scheinen, sein humanistisch gebildeter Teil erinnert sich da eher dunkel an Macbeth als Thane of Glamis. Doch er war es ja nie, ebensowenig, wie er den armen König Duncan hinterrücks meuchelte, noch, dass der historische Macbeth gar ein schlechter König war. Da hat uns Shakespeare ganz schön was vorgeflunkert! Glamis Castle war Sitz der Lords of Glamis und als der Neunte dann zum Earl of Kinghorne aufstieg, brachte das auch den Ausbau der alten Burgfeste gewaltig voran. Der 3. Earl baute gleich weiter, sowohl am Schloss, als auch an seinem Titel und verlängerte diesen zum Earl of Strathmore and Kinghorne. Als der 9. Earl dann 1767 die reichste Erbin Europas ehelichte, zwang ihn das zwar zur Namensänderung, brachte der Familie aber auch einen Platz ganz weit oben unter Schottlands Adel ein. Was noch zu sehen ist: Die Gemächer im alten Burgteil sind groß und trutzig, die im späteren Schlossteil fein und prächtig. Hier ließ sich's leben. Der tearoom findet sich wieder in der ehemaligen Schlossküche. Wie überall schlägt die Kuchenauswahl die des Tees und neben Twinings Earl Grey findet sich hier nun auch die 'Earl Grey décoffine'-Variante, was ein freundliches Entgegenkommen an das Durchschnittsalter der Besucher darstellt.
( Weitere Informationen unter => www.glamis-castle)

Balmoral Castle
Den hiesigen tearoom, so sagte man mir, solle ich unbedingt besuchen. Das Ambiente sei superb, der Tische aber nur wenige und es wäre nicht leicht, hier Zugang zu finden - die Besitzer, zwei ältere Damen, wären da etwas eigen ("quite british!"). Doch es sollten sich hier nur die erlesensten Tees im Ausschank befinden, für deren perfekte Zubereitung kein Aufwand gescheut würde und das Wasser sogar aus speziellen Quellen der Umgebung käme, täglich frisch herbeigeschafft. Das ließ mich als passionierten Teetrinker natürlich aufhorchen!
Als ich vor Ort ankam, war aber keine der Damen zugegen und ihr tearoom somit geschlossen. Etwas abseits hatte man jedoch eine andere Lokalität eingerichtet, die ich, sagen wir mal, als eine Art 'Cafeteria' bezeichnen möchte. Hier kann der Besucher sein Kunststofftablett an verglasten Theken vorbeischieben und sich in Plastik eingeschweißte Kuchenstücke und Sandwiches aus den Kühlkammern nehmen. Ein Automat verspricht vielfältigste Kaffeespezialitäten auf Knopfdruck, auch eine Taste für heißes Wasser findet sich da. Und der Tee? Hier wäre doch der rechte Ort, um einen feinen Prince of Wales oder einen markanten Queen Anne Tea, den seltenen Duke of Wellington Tea oder aber den der berühmten Queen Mary zu sich zu nehmen. Das hätte gut gepasst und zudem einen Hauch von british humour bewiesen. Doch nichts von alledem. In einer Ecke fand sich statt dessen ein Ständer mit Früchtetees und nur auf Nachfrage war beim beschürzten Küchenpersonal ein Beutel Scotish Breakfast  zu erhalten. Da bleibt es unerklärlich, dass man hier trotzdem auf größere Besucherscharen hofft, denn da das Schloss und der eingangs erwähnte berühmte tearoom auf Dauer geschlossen bleiben, wird hier kaum etwas Sehenswertes geboten, das den hohen Eintrittspreis rechtfertigt. Würden für Stil und Ambiente schottischer tearooms Punkte auf einer Skala von 1 (poor) bis 6 (marvellous) vergeben, so würde ich für den hier vorgefundenen gewiss einen Minuspunkt erteilen (na gut - ich will gerecht sein - dann doch eher zwei Minuspunkte).
( Weitere Informationen unter => www.balmoral-castle)

Kildrummy Castle
Hotel
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts setzte unter reichen englischen Familien reges Interesse am Besitz landwirtschaftlicher Güter in Schottland ein. Sie dienten anfangs vornehmlich der Jagd oder der Schafzucht, im Victorianischen Zeitalter dann aber zunehmend auch repräsentativen Zwecken. Es war sehr "chic", ein entsprechendes Anwesen jenseits der Grenze im wilden Schottland zu besitzen. Nachdem erste Eisenbahnlinien die Highlands erschlossen und eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung ermöglichten, wurde bei größeren Gütern mitunter sogar der eigene Wohnsitz hierher verlegt, um die umfangreichen Liegenschaften direkt vor Ort zu verwalten. Prächtige große Herrenhäuser waren die Folge, die allen nur erdenklichen Komfort für ihre wohlhabenden Bewohner boten. Andere nutzten ihr Besitzungen als Sommerresidenz und errichteten vornehme Landhäuser für sich und ihre Gäste. Später gab es auch vermögende Privatpersonen, die sich in die grandiose Landschaft Schottlands zurückzogen und hier ihr Wohnhaus errichteten, wie z.B. Sir Col Ogston, der sich 1900-1901 inmitten der Grampian Mountains seinen Traum verwirklichte: Ein herrschaftliches Landhaus mit zwanzig Räumen, eichengetäfelter Lobby und fein gewebten Gobelintapeten an den Wänden, die auch heute noch ein Blickfang im oberen Stockwerk bilden. Für die Erben kam eine Eigennutzung nicht in Frage, so dass es 1956 in ein Hotel umgewandelt wurde, mit Blick auf die unterhalb liegende Ruine von Kildrummy Castle aus dem 13. Jahrhundert.
Nach den vielen Kurven der Grampian Mountains hier eine Rast einzulegen und sich einen Tee in der Bar oder im Drawing Room zu gönnen, ist ein doppelter Genuss.
( Weitere Informationen unter => www.kpcastlehotel.co.uk)

Crathes Castle
Ahnenforschung ist eine äußerst beliebte Beschäftigung in Schottland und wer seinen Stammbaum nur weit genug zurückverfolgt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auf bedeutende Vorfahren stoßen. Sollte dies nicht gelingen, so findet sich bestimmt irgendein Ahn, der zumindest in enger Verbindung mit irgendeiner anderen berühmten Persönlichkeit stand. Am besten natürlich mit Robert the Bruce, dem ersten schottischen König, der Schottland 1314 die langersehnte wenn auch nur kurze Unabhängigkeit von England brachte. Die Burnetts haben dieses Glück. Ihr Ahn Alexander Burnard war ein Gefolgsmann von Robert the Bruce und wurde von diesem zum königlichen Forstaufseher ernannt. 250 Jahre brauchte es dann allerdings, bis genügend Landbesitz zusammengekommen war, um sich im lieblichen Tal des Dee an die Errichtung einer Stammburg, Crathes Castle zu machen. Mit Sir Thomas, Laird of Leys ging es dann steil aufwärts, als er erst zum Ritter und unter James I. im Jahr 1626 gar zum Baron erhoben wurde. Der 3. Baron hatte es nach 22 Jahren Ehe auf 21 Kinder gebracht. Dem 4. erschien der Geist der Green Lady, der 5. sorgte für Familienzwist, weil er keinen Stammhalter hinterließ, der Titel wanderte zum Cousin, der in Amerika 1777 gegen George Washington kämpfte. Zwei Generationen später verlor sich der Titel wieder in Kinderlosigkeit. Der nächste Erbe befand sich schon lange in Kalifornien, als ihm auf Umwegen Titel und Castle zufielen. Er war Rancher und beschloss sein ganzes Land zu verkaufen, um als 11. Baron in Schottland sein Erbe anzutreten (Was er nicht wusste war, wieviel sein Land später einmal wert sein würde: Es umfasste die Hälfte der Fläche des heutigen Los Angeles). Mangels Erben wanderten Titel und Besitz weiter an dessen Bruder und der 13. Baron entschloss sich dann zu einem ungewöhnlichen Schritt: Als beide Söhne vor ihm starben und Titel nebst Schloss somit an einen nie gesehenen Verwandten in Australien fallen würden, war er besorgt, was jener Unbekannte (der ihm "down under" seine Füße entgegenstreckte) wohl mit dem Familienbesitz anstellen würde. So überschrieb er das Schloss 1951 kurz vor seinem Tod dem National Trust for Scotland - sicherlich zum großen Verdruss des nun landlosen 14. Barons.
Crathes Castle ist ein schönes Beispiel für jene Scotish Tower Houses, festungsartige Wohnburgen, die in späteren Zeiten dann zu komfortableren Herrschaftshäusern umgebaut wurden. Enge Wendeltreppen führen in kleine Räume, die teilweise noch die alten Deckenbemalung tragen. Der tearoom ist in einem Nebengebäude untergebracht. Es gibt die National-Trust-Dreifaltigkeit: Scottish Breakfast, Darjeeling und Earl Grey von Twinings. Unbedingt erwähnenswert ist hier der Tiffin-Chocolate-Cake - eine grandiose Kreation!
( Weitere Informationen unter => www.crathes-castle )

Drum Castle
Die lieben Ahnen! Nicht immer hatten sie ein so glückliches Händchen, wie man es sich als späterer Nachfahre gewünscht hätte. Zum Beispiel hier, bei der Familie Irvine of Drum. Dabei fing alles so vielversprechend an, auch hier vergab King Robert the Bruce ein Pöstchen und zwar gleich als Freiherr mit eigener Gerichtsbarkeit. Doch dabei blieb es leider. Kein Titel folgte, man blieb ein Laird - und das war nicht wirklich viel. Man residierte in einem großen steinernen Wohnturm, der fast keine Fenster hatte, dafür aber fünf Stockwerke, eine Eingangstür in vier Meter Höhe und Mauern von drei Metern Dicke. Bis zur Erfindung des Schießpulvers bot das ausreichend Schutz und war für damalige Verhältnisse sogar recht feudal. 1619 hatte der Laird dann etwas zusammengespart und baute an, ein langgestrecktes Wohnhaus und "Wohnhaus" ist wohl doch etwas untertrieben, es war schon ein stattliches Herrenhaus. Doch so wechselhaft wie die Geschicke Schottlands, so wechselhaft war auch die Geschichte des Castles von Drum. Es wurde belagert, mehrmals besetzt, geplündert und verwüstet. Und als es dann ein böser Treuhänder in seine Finger bekam, war schnell alles verprasst und der nächste Laird musste gezwungenermaßen den meisten Grundbesitz verkaufen. Da war man ein Laird ohne Land. Und das war ärgerlich, denn die Unterhaltskosten blieben und zwar nicht gering, so dass der Laird gezwungen war, einer Arbeit nachzugehen. Als sich der kinderlose 24. Laird kurz vor seinem Tod 1965 entschloss, das ganze Anwesen an den National Trust for Scotland zu überschreiben, war das Entsetzen groß - auf Seiten seines bereits wartenden jüngeren Bruders - denn mit der Übertragung erloschen auch alle Privilegien sowie der Anspruch auf den Titel des Laird. Der letzte Laird verstarb. Doch auch der National Trust for Scotland fand es irgendwie schade, dass da 700 Jahre an schottischer Geschichte und Familientradition so sang- und klanglos endeten. Und so traf man mit des letzten Lairds jüngerem Bruder ein wahres gentleman's agreement: Dem bereits toten Laird übertrug man posthum wieder ein paar Hundert Quadratmeter Gutsbesitz - und setzte ihn und seinen Bruder so wieder in alle Rechte und Titel ein. Schotten sind echte Praktiker!
Um so erstaunlicher, was der Besucher nach solch wild-bewegter Vergangenheit heute dort findet: Ein Kleinod! Drum Castle macht Spaß zu erkunden. Das liegt zum einen an seinem ritterburgartigen Erscheinungsbild, wenn man dem trutzigen Bau zum ersten Mal gegenübersteht, an den schön ausgestatteten Wohnräumen nebst beeindruckender Bibliothek, sowie der spannenden Besichtigung des großen mittelalterlichen Wohnturms, der von seinem zinnenbewehrten Umlauf oben einen wundervollen Ausblick in die Umgebung bietet. Und: der tearoom! Gegenüber der ehemaligen Küche ist er im alten Aufenthaltsraum der Dienerschaft eingerichtet. Klein aber fein, endlich einmal ein Platz, an dem man verweilen möchte. Selbst die NTS-Dreifaltigkeit (Scottish Breakfast, Darjeeling und Earl Grey von Twinings) erscheint da völlig ausreichend. Und an den (wenigen) sonnigen Tagen des Jahres serviert man den Tee auch draußen im Burghof.
( Weitere Informationen unter => www.drum-castle )

Castle Fraser
Man erkennt schnell, dass hier die gleichen Architekten am Werk waren, wie bei Craigievar Castle und Crathes Castle: Die selbe Farbgestaltung in Naturstein und Putz, kleine Erkertürme, Spitzdächer, Wasserspeier in Form steinerner Kanonen und ein schönes, die obersten Etagen umlaufendes Ornamentband - die Handschrift ist unverkennbar Bell & Leiper. Die Zeit unter Charles I. war eine wild bewegte, der Nachkomme des ersten schottisch-englischen Gesamtkönigs schaffte kurzerhand das alteingesessene Londoner Parlament wieder ab und regierte elf Jahre als Diktator. Das hatte den Ausbau zahlreicher Wehrburgen und Festungen zur Folge, bei Castle Fraser kam noch hinzu, dass der 6. Laird Fraser 1633 zum Lord avancierte. Der fünfstöckigen Burg wurden da noch zwei niedrige, langgestreckte Seitentrakte angefügt, die einen Innenhof umschließen. Doch manches Erbe gerät für seine Erben eher zur Last: auch Castle Fraser befindet sich heute in der Obhut des National Trust for Scotland. Was wiederum erklärt, warum es in all diesen Burgen immer viele Portraits der letzten Besitzergeneration und auch einen sogenannten Family Room gibt, in dem alles mögliche (und Unmögliche ...) aus der Familiengeschichte präsentiert wird, einschließlich einer Flut von Bilderrahmen auf allen Kaminsimsen und Schreibtischflächen, die lächelnde Familien und glückliche Enkelkinder beinhalten. Quite british. (Quite american!). Der amüsierte Besucher erfährt so in einem der langen Flure auch von der Kondensmilchfabrik Good Cow, die der älteste Sohn des letzten Besitzers in Thailand gründete, und von seiner (ja nun nicht ganz standesgemäßen ...) angeheirateten thailändischen Ehefrau Mimi. Oder hier, in Castle Fraser, berichtet die Familiengeschichte von jenem ältesten Sohn, der enterbt wurde, weil er seiner Mutter anstatt des erwünschten Schoßhündchens eine reinrassige Bulldogge schenkte. Die Mutter unterstellte Vorsatz und aus war's mit der Erbschaft. Da sind auch die Schotten dann quite straight.
Der tearoom befindet sich wieder in der ehemaligen gruftigen Küche, im Sommer wird auch draußen im Hof serviert.
( Weitere Informationen unter => www.castle-fraser )

Fyvie Castle
Hier ließ es sich leben - wahrlich! Fyvie Castle zählt zu den prächtigsten Adelssitzen in Schottland und kann nur als Schloss bezeichnet werden: weitläufig, luxuriös, verschwenderisch. Es war einst Jagdsitz von King Robert the Bruce und ging dann durch viele Hände: die Familie Preston erhielt es 1397 und baute weiter aus, dann übernahmen es die Meldrums und bauten weiter aus, von ihnen wiederum kaufte es Sir Alexander Seton 1596 und da dieser später zum Earl of Dunfermline avancierte, baute auch er noch weiter aus - und das recht prächtig. Ein paar Generationen später zog der Staat das Schloss wegen Hochverrats wieder ein und so erhielt es 1740 die Familie Gordons of Haddo, "a family both famous and notorious", die nun ihrerseits auch wieder weiter ausbaute, bis es schließlich Alexander Leith am Ende des 19. Jahrhunderts erwarb, ein Stahl-Baron (und Schotte) aus Amerika, der sich mit diesem Erwerb seinen Jugendtraum erfüllte. Später bekam der Stahl-Baron danneinen echten Adelstitel und wurde Lord Leith of Fyvie. Auch er - es bedarf keiner Erwähnung - baute noch weiter aus und das vom Feinsten.
Wie in ganz Britannien, so wird der Tee auch hier leider recht stiefmütterlich behandelt: Nicht in den prächtigen Salons und Sälen wird serviert - wo ein wirklich distinguiertes Teetrinken natürlich immer stattfinden sollte - sondern wieder nur im ehemaligen Wirtschaftstrakt. Und bei der allerorts herrschenden übersichtlichen Sortenauswahl (Scottish Breakfast und Earl Grey) darf man froh sein, überhaupt eine Wahl zu haben. Denn was kann man von einem Volk schon erwarten, das aus Gewohnheit Milch und Zucker in seinen Tee schüttet und dazu Fisch-Sandwiches isst ...
( Weitere Informationen unter => www.fyvie-castle )

Delgatie Castle
"Der verarmte Landadel präsentiert seine maroden Überreste", ging es mir durch den Sinn, als ich im ehemaligen Burghof stand und mich umsah: Alles ziemlich heruntergekommen und eher spärlich improvisiert. Doch wir wollen gerecht sein: als es der letzte Besitzer, Captain John Hay of Hayfield, nach dem II. Weltkrieg erwarb, sah es noch schlimmer aus. Einst englischer Truppenkommandant am Khyber-Pass, kam der Clanchef der Hays 1949 nach Schottland zurück und überraschte seine Gattin mit der Nachricht, sein gesamtes angespartes Vermögen in den Kauf einer Ruine investiert zu haben: Ein mittelalterliches Turmhaus, das seiner Familienlinie vor fast 200 Jahren einmal gehörte. Und dass sie nun bald umziehen würden: In die Ruine. Beides wird seine Gattin wohl mit recht gemischten Gefühlen aufgenommen haben, doch es gab kein Zurück. Sachverständige hatten das Bauwerk vorher bereits im Auftrag des Staates untersucht und zum Abriss freigegeben - doch Chieftain Hay investierte die nächsten 47 Jahre all seine Zeit und Mittel, um die Sanierung und Wiederinstandsetzung abzuschließen.  Was ihm nicht ganz gelang. Als er 1997 verstarb, wandelte der Clan seine Stammburg jedoch in eine Stiftung um und die ehemaligen Hausangestellten sind heute Stiftungsangestellte und haben neben der Touristenbetreuung die Aufgabe - die Stammburg weiter auszubauen! Im Augenblick ist der Außenbereich an der Reihe.
Doch all dies ehrwürdige Tun hätte hier letztlich noch nicht zum Eintrag geführt, auch nicht, dass im tearoom äußerst leckeres Backwerk angeboten wird - nein: Hier wurde mir, nach zweiwöchiger Schottlandreise, der erste Lapsang Souchong angeboten - und das unaufgefordert! Dazu gab es selbstgebackenes millionairs shortbread - einfach göttlich!
( Weitere Informationen unter => www.delgatie-castle )

Mansion House
Hotel
Ist dieses Bild nicht ein märchenhafter Anblick? Wer durch Elgin fährt, sollte hier seinen Vormittags-, Mittags- oder Nachmittags-Tee einplanen. Nur zwei Minuten von Elgins Stadtmitte entfernt und inmitten eines Parks mit alten Baumbeständen und Rhododendren liegt es verträumt am Ufer des River Lossie. Ein weitläufiges feudales Herrenhaus, erbaut in der zweiten Hälfte des 19 Jahrhunderts im sogenannten Baronial Style, mit eichengetäfelter großzügiger Eingangshalle und schöner Innenausstattung. 1980 wurde es zum Hotel umgebaut.
Von der Eingangshalle aus gleich links, gelangt man in die Piano Lounge, in der man den Tee serviert. Dass die Teeauswahl wieder mal im umgekehrt reziproken Verhältnis zum üppigen Ambiente stand, wunderte mich nicht mehr. Und auch, als man mir nach Bestellung eines Green Tea
erst einen Früchtetee brachte, konnte mich das nicht mehr erschüttern: Reisen bildet. Und klärt ab. Dafür schmeckt der Twinings Earl Grey hier in Schottland um Klassen besser, als in Deutschland; wahrscheinlich verwendet man für Großbritannien eine andere Mischung als für den Kontinent. Oder sollte das am Ende alles nur am weichen, moorigen Hochlandwasser liegen?
( Weitere Informationen unter => www.mansion-house. )

The
Royal Highland Hotel
Inverness passiert man auf seiner Schottlandreise fast automatisch. Und das ist gut so, denn hier findet sich noch ein echter Dinosaurier der schottischen Hotellerie, der die Zeit seit 1854 fast unbeschadet überstanden hat. Das Royal Highland Hotel gleicht einer Zeitmaschine, die jeden, der seine Pendeltüren durchschreitet und die dunkel getäfelte Front Hall betritt, um hundert Jahre zurückversetzt. Wenig scheint sich verändert zu haben: Die große geschwungene Treppe, der Schalter der Rezeption, die tiefen Sessel. Hier in der Lobby Tea and Biscuits (man servierte Ty-Phoo Tea) zu nehmen, wird so auch noch zu einem optischen Genuss.
( Weitere Informationen unter => www.royalhighland. )

Mansfield Castle
Hotel
Mansfield House war ursprünglich ein herrschaftliches Landhaus, dessen Bau 1875-1880 von Erben reicher Teeplantagenbesitzer in Auftrag gegeben wurde. Andere Erben verkauften es 1947 wieder und irgendwann wurde es dann zum Hotel umgebaut (der Zusatz Castle ist also eine ziemlich freche Adaption). Doch trotz seiner teeophilen Ursprünge hätte es hier keine Erwähnung gefunden (auch nicht wegen der Vorliebe des Rezensenten für eichengetäfelte Eingangshallen, victorianisches Ambiente oder ritterburgartige Hausgestaltungen), - wäre ihm hier nicht der leckerste Grüntee seiner ganzen Schottlandreise serviert worden: Ein no-name-teabag, der aber gar wundervoll aromatisch und geradezu süffig schmeckte. Mit dem schottischen Wasser muss es wirklich seine besondere Bewandtnis haben ...
( Weitere Informationen unter => www.mansfield-house. )

Dunrobin Castle
Genug der Märchenschlösser? - eines hätten wir da noch! Malerisch und inmitten schöner Gärten direkt an der Küste gelegen, schaut es hinaus über die See und hätte auch den verwöhnten Geschmack von Bayern-König Ludwig II. befriedigt. Dunrobin Castle, Stammsitz der Earls and Dukes of Sutherland, birgt in seinem Innersten noch seinen ursprünglichen Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert, der später kunstvoll in das Gebäude integriert und heute nur noch vom inneren Schlosshof aus zu sehen ist. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde immer wieder etwas erweitert, bis der 2. Herzog 1845 dann den völligen Umbau beschloss, mit einer französisch angehauchten hellen Fassade, Türmchen und Versailles-Garten. Auch heute noch wird das Anwesen von der amtierenden Countess of Sutherland bewohnt; ihre Ahnenreihe reicht noch weiter zurück als bis King Robert the Bruce (was durchaus etwas heißen will) und brachte es zu erstaunlichem Reichtum, davon zeugen die Schlossanlage, die Gärten und die prächtige Inneneinrichtung der 189 (!) Räume. Woher das hier alles im kargen Norden denn kommen konnte, verwundert nicht mehr, wenn man weiß, dass die Dukes of Sutherland im 19. Jahrhundert dank geschickter Heiratspolitik eine der einflussreichsten Familien Großbritanniens wurden und den größten Landbesitz in ganz Westeuropa besaßen. Bekannt sind sie allerdings auch für ihren Ruf, während der "Landreform" (das ist ein sehr wohlwollende Umschreibung für die highland clearances) im vorletzten Jahrhundert am rücksichtslosesten gegen ihre eigenen Pächter (und Clan-Mitglieder) vorgegangen zu sein. Von nichts kommt eben nichts ...
Es finden sich zwei Tearooms im Erdgeschoß des Schlosses, der eine (leider meist geschlossene) beherbergt das erstaunliche Schaustück der einstmaligen schlosseigenen horse-drawn fire engine. Der andere Tearoom holt den Schlossbesucher wieder auf den weltlich-allzuweltlichen Boden der Realität zurück und macht unmissverständlich klar, dass Briten ihr Teetrinken in der Öffentlichkeit nicht zelebrieren: Plastiktabletts und Edelstahlkühltheke, die schlechten Ausgießer der Teekannen überschwemmt den ganzen Tisch, heißes Wasser kommt nur auf Nachfrage und an Teeauswahl ... - welche Teeauswahl denn bitte?
( Weitere Informationen unter => www.dunrobin-castle )

Und wie lautet nun das Resümee?
 
Schottland ist ein wundervolles Land, ein Land mit viel Himmel, majestätischer Weite und beeindruckenden Bergen.
Ein Land des Wetters, das dem Besucher wenig Muße gönnt und mit Wolken, die oft zum Greifen nah erscheinen.
Eine Landschaft voll Romantik, Melancholie, Stille und Erhabenheit.
Der rechte Ort, um sich wieder zu besinnen und über sich selbst nachzudenken.
Mit ausreichend Pfaden und Wegen, um sich selbst nachzugehen.
Ein Land, das ein überhebliches Ego schrumpfen lässt.
Auch ein Land, das mit allzu idyllischen Vorstellungen von Mutter Natur aufräumt.
Und Schottland ist ein Land, in dem viel Tee getrunken wird.
Aber es ist kein Land für Teetrinker.

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