Hangzhou

ist für Chinesen eine der romantischsten Städte in China, Ziel vieler Hochzeitsreisen und Wallfahrtsort für alle Grüntee-Liebhaber, denn nur hier wird der legendäre Long Jing (Drachenbrunnen-Tee) angebaut. Das ganze Gebiet rund um den berühmten West-See wurde in den letzten Jahren in eine einzige große Grünanlage umgestaltet, mit Parks, Villenvierteln und gepflegtem Rasen - was für ein Wandel! Konnte man früher die schönen Plätze zum Teetrinken noch an einer Hand abzählen, so ist dies heute nicht mehr möglich: überall wird Tee ausgeschenkt und mehr und mehr laden sogar bequeme Stühle zum Verweilen im Freien ein - das ist für China wirklich ein Novum.


Ganz am oberen Ende des Bergdorfes Longjing ("Drachenbrunnen"), dort, wohin sich bisher kaum kein Tourist verirrte, befindet sich die eigentliche historische Drachenquelle, jene Quelle, deren Wasser nie versiegt und deshalb nach chinesischer Vorstellung nur dem Maul eines Drachen entspringen kann. Seit der Kulturrevolution lag sie in Trümmern und erst vor kurzem hat man ihre Anlage nebst einigen Gebäuden wieder aufgebaut. Mit dem Wasser dieser Quelle, so sagen die Chinesen, schmeckt der Longjing-Tee am besten. Und wo nun ein Teeausschank zum Verweilen einlädt, befindet sich noch ein weiterer, für Teetrinker geradezu sagenumwobener Platz: Das eingezäunte Areal der achtzehn kaiserlichen Teesträucher. Diese Longjing-Teesträucher wurden im 18. Jahrhundert vom chinesischen Kaiser Qianlong wegen ihres guten Geschmacks persönlich ausgezeichnet und seitdem gehegt und gepflegt. Der von ihnen geerntete Tee wird jedes Jahr auf einer Teeauktion hier im Dorf Longjing versteigert: 100 Gramm erzielen dabei im Jahr 2005 den kaum vorstellbaren Preis von 14.400 Euro!  


Die Hügel rund um das kleine Dorf Longjing bilden das Eldorado chinesischer Grünteetrinker. Von hier kommt jener leicht geröstete und flach gepresste Drachenbrunnen-Tee, nach dem sich ganz China die Lippen leckt. Die Teegärten liegen malerisch über die Hänge verstreut und man kann den Teebauern beim Pflücken und anschließenden Trocknen der Teeblätter in großen beheizten Metallwannen direkt vor ihren Häusern zuschauen. Und natürlich kann man den frisch gepflückten Tee auch direkt vor Ort probieren und kaufen. Am unteren Dorfende liegt dann der berühmte  Drachenbrunnen. Hier sitzt man vor dem großen Teehaus im Grünen, genießt die Ruhe und ist im Sommer der Schwüle des Flachlandes entflohen.


Die Tiger-Quelle. Hier erschienen einst einem durstigen Mönch zwei Tiger im Traum, und wo sie scharrten, fand er nach seinem Erwachen auch wahrhaftig Wasser. Man sagt, mit dem Wasser dieser Quelle würde der Drachenbrunnen-Tee am besten schmecken  -  was ich bei meinem allerersten Besuch dereinst nicht beurteilen konnte, da ich aus Höflichkeit so viel Teeblätter mit kochend heißem Wasser in ein kleines Glas gefüllt bekam, daß alles schon vor dem erstmöglichen Schluck zu spät war. Aber das Ambiente ist schön und Grünteetrinker sind ja bekanntlich mehr für's Ideelle ...


Auf dem kürzeren der beiden Dämme im West-See, dem nördlichen Bai-Damm, befindet sich neben dem Zhejiang-Museum der Zhong Shan Park. Hier finden sich alte in Stein eingemeißelte Kalligraphien, Ausstellungspavillons und Wege, die zwischen Bäumen hindurch einen Hügel hinauf zu einem ruhigen Teeausschank führen. Einst bot die Hügelkuppe einen weiten Blick über den See, heute ist sie vom Grün der Bäume eingerahmt.


In Hangzhou dürfte es heute wohl mehr als 100 Teehäuser geben, doch die schönsten Plätze finden sich natürlich rund um den Westsee. Unter ihnen ist das Wang Hu Lou (Gebäude, von dem der Blick über den See schweift) das größte historische Teehaus und wurde seinem Namen dereinst auch vollauf gerecht. Heute verstellen die am Seeufer gepflanzten Weiden den Blick und die dazwischen verlaufende Hauptverkehrsstraße nimmt dem auf das Jahr 967 zurückgehenden Gebäude viel von seiner exponierten Lage am nordöstlichen Ufer. Doch architektonisch ist es ein absolutes Schmuckstück. Eine schöne überdachte Galerie verbindet das zweistöckige Hauptgebäude mit einem ebenfalls zweistöckigen Pavillon. Hier findet man immer einen Platz, denn es sind auch im Freien zahlreiche Tische aufgestellt. 

Wang Hu Lou - Teehaus

Wang Hu Lou Hauptgebäude


Im 18. Jahrhundert war Kaiser Qianlong auf einer seiner Reisen in den Süden Chinas so von der Schönheit Hangzhous beeindruckt, dass er für zehn Plätzen rund um den West-See eigens poetische Namen entwarf. Zur steten Erinnerung ließ Gedenkstelen errichten, auf denen ihre Namen in Stein eingemeißelt sind. Die See-Terrasse "Friedlicher See mit Herbstmond" ist einer dieser Orte. Am Bai-Damm gelegen, hat man von hier aus einen wundervollen Blick über den ganzen See. Hier ist der richtige Platz, um sich dem ersten Morgen-Tee zu widmen und den Tag langsam beginnen zu lassen.


Ein besonders schöner Ort ist der im südchinesischen Stil angelegte Privatgarten Guo Zhuang am nordwestlichen Ufer des Xihu, auch Fenyang-Villa genannt wird. Ein Ort, an dem man den ganzen Tag verbringen kann: Morgens sitzt man in der aufgehenden Sonne direkt auf der Uferterrasse am Westsee, gegen Mittag verzieht man sich in den Schatten des Pavillons am Teich und gegen Abend kann man sich mit Freunden in einem jener kleinen Nebengebäude zum Teetrinken treffen, die für besondere Anlässe zu mieten sind. Die Deckelschale Tee kostet hier zwischen 30-80 Yuan, je nach dem, welchen Grüntee man wählt, und die dazu gehörige Thermoskanne mit heißem Wasser kann man dann innerhalb der Anlage überall hin mit sich herumtragen.

Guo Zhuang -Seeterrasse

Guo Zhuang Innenhof

 


Schön sitzt es sich auch im Teehaus des Qu Yuan Feng He ("Zickzack-Garten mit Lotus im Wind"), alle Wasserflächen sind hier, in der nordwestlichen Ecke des Sees, ganz dicht mit Lotus bestanden.  Qu Yuan Feng He - Teehaus

Das Tee-Museum in Hangzhou ist das einzige seiner Art in China. Und man hat es in den letzten Jahren zu einem wahren Schmuckstück ausgebaut: War es Anfang der 90er Jahre noch ein häßliches schwarzes Entlein, so ist es nun zu einem strahlend schönen weißen Schwan geworden!
Die Sammlung ist sehr schön informativ aufgemacht und wird zweisprachig in Englisch präsentiert. 

Auf dem parkartig angelegten Museumsgrundstück befindet sich auch ein sehr gutes Restaurant mit erlesener Speisekarte, die Redaktionsräume des Verlags Tea Times, ein Kongreßzentrum, kleine privat zu mietende Tee-Bungalows und zwei Teehäuser.
Im Angebot sind dort Long Jing, Bi Luo Chun, grüner Tie Guan Yin, Da Hong Pao, Qimen [Keemun] und Pu Erh. Und zum Aufgießen verwendet man hier extra Wasser von der Tiger-Quelle!

Der Museumseintritt ist frei und das Museum täglich von 8:30 - 16:30 Uhr geöffnet. Was will man mehr!

     Plan des Museumsgeländes

     Gartenanlage im Außenbereich des Teemuseums


Ein besonderer Platz zum Teetrinken findet sich in der Straße Qing He Fang. Hier hat man einen ganzen Straßenzug im alten Baustil errichtet, wo sich nun auch das Teehaus Tài Jí Chá Dào befindet ("Urbeginn des Tee-Weges"). Im Obergeschoß, luftig und mit Blick auf die quirlige Straßenszene, stehen etliche Tische zwischen schönen Antiquitäten. Der perfekte Ort, um einen verregneten Morgen entspannt und in Muße zu verbringen. Zum Tee werden allerlei Kleinigkeiten gereicht, aber auch die in China sehr beliebte Lotus-Suppe kann auf Wunsch probiert werden. Die Tee-Karte ist originell und umfangreich: neben verschiedenen Grüntees und Wulongs bietet man etliche alte Teerezepte, bei denen dem Tee süße Zusätze wie Früchte und Blüten beigemischt sind. Die Preise liegen zwischen 30-80 Yuan pro Person. Und das Personal schenkt das Teewasser nach der alten Art des "Der Phönix verneigt sich drei Mal" in die Deckelschalen ein - kein alltägliches Schauspiel. 
Doch das trifft auf das ganze Gebäude zu und scheint dem Inhaber Zheng Chunhui ein ganz besonderes Anliegen zu sein: Im langgestreckten Untergeschoß ist eine Art Privatmuseum aufgebaut, wo man in Form einer verwinkelten Gasse Einblick in lauter kleine frühere Handwerksbetriebe und Ladengeschäfte erhält. Eine außergewöhnliche Idee! 

Geöffnet ist das Teehaus täglich von 7:30 - 22:00 Uhr.


Den besten Blick nicht nur über den West-See sondern gleich über ganz Hangzhou hat man eindeutig von der Cheng Huang Ge, der "Stadtgott-Pagode". Sie steht auf einem Hügel südöstlich des Sees und beherbergt Hangzhous höchst gelegenes Teehaus. Innen bietet es geräumigen Platz, aber die schönsten Plätze befinden sind natürlich draußen entlang der Balustrade.

 

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