2009 |
Geboren 1952. Aufgewachsen in Württemberg. Lagerarbeiter, Verkäufer, Skimonteur, Verlagsbuchhändler in Wuppertal-Elberfeld und Heidelberg. Diplom-Sozialpädagoge in Berlin, Tätigkeit als Heilpädagoge, Soziotherapeut, Gestaltungstherapeut, in Psychiatrie und Sozialpsychiatrie. |
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Die sinnsprüche des li
boyang,
genannt laotse. |
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"Seit
jeher wollen sinologen und nichtsinologen den ursprünglichen sinn des
Daodejing aus einer textvorlage rekonstruieren, die selbst ergebnis
überlieferter abschriften und varianten ist. Dies ist bei einem
sozialphilosophischen text wenig erfolgversprechend. Auch der eigene ideologische hintergrund verführte übersetzer und
bearbeiter in ost und west dazu, götter, dunkle mächte und philosophische
oder religiöse prinzipien hineinzufinden in den text des legendären
autors. Konkrete gesellschaftspolitische aussagen werden demgegenüber in den
meisten übertragungen esoterisch umschrieben, wenn nicht verdreht. Die menschliche wahrnehmung und erfahrung ist ein vielfach verzweigter baum geworden; zur zeit des li boyang hatte der noch weit weniger äste, zweige, blüten und früchte. Dennoch können heutige soziale und politische konflikte zurückgeführt werden auf prozesse oder strukturen des menschlichen bewußt-seins, wie er sie reiner als jeder nach ihm beschrieben hat. Diese uralten sinnsprüche sind das früheste plädoyer für herrschaftslose achtsamkeit und gegen entfremdung von der ganzheit des lebens. Allerdings müssen wir die hinweise des Daodejing hinüberdenken in unsere sozialpsychologischen umstände. Die überlieferung des li boyang blieb bedeutsam in meinem leben. Als frühes mitglied der Grünen und sympathisant sensiblerer hausbesäzzer, als zeitgenosse von gorbaèov und osho, als heilpädagoge bei kognitiv beeinträchtigten und in begegnungen mit seelisch traumatisierten menschen konnte ich orientierung und überblick (jenseits unverzichtbarer analysen) immer neu aus dem Daodejing beziehen ... Eines der wunder menschlichen bewußtseins ist, wie diese sprüche seit über zwei jahrtausenden weitergegeben werden, zunächst mündlich, dann schriftlich, später als übertragungen in viele sprachen, - daß menschen aller völker und generationen das Daodejing für ihre jeweilige gegenwart in anspruch nehmen. Sämtliche bemühungen, den sinnsprüchen gerecht zu werden, tragen bei zu einer sprühenden, vieläugigen annäherung an TAO. Noch immer also wird weitergearbeitet am text; ich bin dankbar und froh, daß auch mein versuch beiträgt zu diesem vielleicht lebendigsten schriftwerk der menschheitsgeschichte." (Aus dem Nachwort)
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