2015
Dr. Wolfgang Kosack


(*28.10.1943 in Berlin) Deutscher Ägyptologe und Koptologe.


Laotse
Von der Kraft und Vom Sinn
Verlag Christoph Brunner, Basel / Berlin 2015
115 Seiten. Mit 9 Abbildungen. ISBN 978-3-906206-18-9

Bucheinband (Schuber), Zweitausendeins, Frankfurt 2005

 


          "Übersetzung, das ist die Kunst, für das fremde Wort immer ein passendes Wort in der Muttersprache zu finden. Wenn das richtige Wort einmal gefunden ist, kann auf interpretierende Umschreibung verzichtet werden. Damit bleibt der Stil des Originals erhalten.
          Übersetzungen, zumal eines so alten Textes, erfordern auch ein gewisses Maß von Einfalt: die beste Übersetzung ist die einfältigste, die nicht krampfhaft nach brillianten Deutungen sucht oder exquisite, erlesene Wendungen benötigt. Nur eine einfältige Übersetzung kann getreu sein, sie ergibt dann aber auch einen klaren Text. Darum habe ich auf Erläuterungen, Kommentare und Fußnoten verzichtet, die bisherige Ausgaben so umfangreich machten.
          Die beiden Schlüsselwörter DAO und DE habe ich überall strikt als Sinn und Kraft wiedergegeben und damit Verwaschungen oder verblasene, hochgestochene Interpretationen vermieden. Meine Übertragung ist eher eine sinnentsprechende Nachdichtung, keine philologisch genaue Übertragung. Das mögen andere besorgen."
                                                                                               (Aus der Einleitung)
 

Der Einleitungstext zu dieser Übertragung des Daodejings  ist erstaunlich. Von einem Fachmann für alte Schrift und Kulturen hätte man anderes erwartet, als die reine Übernahme von Texten von Martin Hürlimann, dem Gedicht von Bertold Brecht oder einer Groteske von Klabund aus dem Jahr 1922. Auch, dass der Autor der Meinung ist, es gäbe nur 12 deutsche Übersetzungen des Daodejing ist nicht nachvollziehbar. Ebenso befremdlich für einen Fachmann ist die fehlende Klarstellung zur fiktiven Person des Laozi – Kosack belässt es bei einem historischen "Gelehrten und Archivrat", der tatsächlich mit Konfuzius zusammentraf. Vor allem die Meinung des Philologen, chinesische Texte ließen sich analog mit einfachen Worten ins Deutsche übersetzen  und jede Form von Kommentierung zeuge von mangelnder Übersetzungsqualität befremdet. Ganz offensichtlich kennt sich Kosack mit dem Chinesisch nicht aus (und muss deshalb hier auch auf die Übersetzungsarbeit der Mawangdui-Fassung von Hans-Georg Möller zurückgreifen). Warum sich der ausgewiesene Ägyptologe und Koptologe hier einmalig an einem chinesischen Text versucht und was er mit einer "Nachdichtung" des Daodejing ohne Deutung bezweckt (jedoch mit der erstaunlichen Interpretation von Dao und De als Sinn und Kraft), erschließt sich nicht.
   

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