2003 |
Stephen Mitchell wurde 1943 in New York geboren und studierte am Amherst College sowie an den Universitäten von Paris und Yale. 14 Jahre lang befasste er sich mit Zen-Philosophie. Er ist Autor und hat zahlreiche Klassiker, darunter Rilke, ins Amerikanische übertragen. |
LAOTSE. TAO TE KING. (Die vollständige Textversion von
Stephen Mitchell |
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"Zu meiner Arbeitsweise: Grundlage war Paul Carus' wörtliche
Übersetzung, die neben jedem einzelnen chinesischen Ideogramm englische (oft sehr
verwunderliche) Entsprechungen bietet. Außerdem habe ich Dutzende von Übersetzungen ins
Englische, Deutsche und Französische herangezogen. Aber die wesentlichste Vorbereitung
für meine Arbeit war eine vierzehn Lehrjahre umfassende Zen-Übungspraxis, die mich in
unmittelbare Berührung mit Laotse sowie seinen wahren Schülern und Erben, den frühen
chinesischen Zenmeistern, brachte.
"Es gibt mehrere Passagen im Tao Te
King, in denen ein viel beschränkteres Bewußtsein am Werk ist als in den übrigen Teilen
des Buches. Diese Passagen sind möglicherweise spätere Einfügungen (manche befassen
sich mit Unsterblichkeit, einem zentralen Anliegen des späteren magischen Taoismus). Oder
vielleicht litt der alte Knabe an den Tagen, an denen er sie verfasste, unter
Magenverstimmung. Da ich es aber als meine Aufgabe ansah, den eigentlichen Geist von
Laotse wiederzuerschaffen, konnte ich sie nicht guten Gewissens in diese Version mit
aufnehmen. Stattdessen habe ich das jeweilige Grundthema der betreffenden Passagen frei
umformuliert und war dabei stets bemüht, innerhalb des Bewusstseins und der Sprache des
Haupttextes zu bleiben. Für die Wissbegierigen habe ich wortwörtliche Übersetzungen in
diese Anmerkungen mit aufgenommen."
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